Eine neue Glocke

Ein neues Kapitel der Oberstdorfer Glockengeschichte wurde am Freitag 26.06. geschrieben. Bischof Dr. Bertram Meier weihte die neue Friedensglocke.
Wenn unser Bischof die Glocke weiht (Glocken werden wirklich geweiht, nicht „nur“ gesegnet, denn sie sind für den Gottesdienst bestimmt, dann ist das für Oberstdorf wieder die erste Glockenweihe seit 1950.
Schaut man die Glockengeschichte seit dem großen Brand 1865 an, so machen wir zuerst unsere große Referenz an die größte Glocke, die Dreifaltigkeitsglocke. Aus den Erzresten der im Feuer geschmolzenen und vom Turm gefallenen Glocken der ausgebrannten Pfarrkirche wurde diese große Dreifaltigkeitsglocke 1866 gegossen, sie ist 2399 kg schwer. Es ist beeindruckend, dass wir in ihrem Klang auch noch die Glocken aus der vielhundertjährigen Geschichte vorher hören und auch an den Aufbauwillen und die Glaubenskraft der Oberstdorfer erinnert werden, nach dem Brand wieder neu anzufangen. Diese große Glocke hat alle weiteren schweren Zeiten, besonders den Ersten und Zweiten Weltkrieg überlebt und sie hat uns durch ihren vollen heiligen Klang auch in der Corona-Pandemie, immer Dienstag- und Donnerstagabend um 20.30 Kraft gegeben. Sie wird ganz besonders die neue Glocke begrüßen.
Ich möchte noch eine weitere Überlegung hinzufügen: Das neue Geläute von 1866 musste bis auf die große Glocke 1917 abgegeben werden, um für Kriegszwecke eingeschmolzen zu werden- sie konnten also 51 Jahre die Oberstdorfer zum Gebet rufen. Nach dem zweiten Weltkrieg bekam die große Glocke 1922 und 1924 insgesamt wieder 4 neue Schwestern. Diesen war nur eine Zeit von 20 bzw. 18 Jahren gegeben, als sie 1942 wieder der Kriegsmaschinerie zum Opfer fielen. Dass abermals die große Glocke hängen blieb, ist dem Mut von Kirchenpfleger und Schmiedemeister Josef Pirkl und seinem Schwiegersohn Josef Gom zu verdanken. Als nun 1950 Pfarrer Rupp abermals 3 neue Glocken geweiht hat, haben die Menschen wohl bang in die Zukunft geschaut. Wann werden diese Glocken wieder einem Krieg zum Opfer fallen? Es ist nicht eingetreten, schon seit 70 Jahren läuten sie und mahnen die Menschen, den Herrgott nicht an den Rand zu stellen, sondern ihn zu ehren und auf ihn zu vertrauen.
Die neue Glocke trägt die Aufschrift: Jesus trat in ihre Mitte und sprach: Friede sei mit euch. Es ist der Wille des anonym bleiben wollenden Spenders, dem wir von Herzen danken, dass sie als Friedensglocke für Oberstdorf läutet. Unser Friedensstifter ist Jesus selbst. Er trat in die Mitte seiner Jünger und sprach den Friedensgruß. Wenn der Klang der Glocke in unserer Mitte ertönt, möge sie uns immer daran erinnern, dass Jesus Christus die Mitte unserer Gemeinde ist.
Pfr. Maurus B. Mayer