55 Jahre Freundschaft Oberstdorf-Megeve

Vom 20. bis 22. Juni besuchten Oberstdorfer die Partnergemeinde in Megeve (Frankreich) und feierten 55 Jahre gelebte Freundschaft. Ein Höhepunkt war der Festgottesdienst am Sonntag, 22. Juni.
Wer mit zwei Bussen, einer Schnupfmaschine, zwei Kässpatzenschüsseln und Blasmusik in den französischen Alpenort Megève einfällt, der meint es ernst mit der Völkerverständigung.
Rund 150 Oberstdorfer machten sich kürzlich auf den Weg in die Partnerstadt zum 55-jährigen Jubiläum – darunter Musikanten, Trachtler, Feuerwehrler, Vereinsmitglieder, Familien und mittendrin: Pfarrer Wolfgang Schnabel.
Der Geistliche war nicht nur als Gast dabei, sondern als Mitgestalter des zweisprachigen Gottesdienstes, der das Festwochenende feierlich abrundete. Gemeinsam mit seinem französischen Kollegen Henri Duperthuy zelebrierte er die Messe in der voll besetzten Pfarrkirche St. Jean-Baptiste. Dass beide Kirchen denselben Namen tragen, wurde von vielen als Zeichen gedeutet – von oben sozusagen.
Schon der Empfang am Freitag war herzlich, wenn auch etwas ungewohnt: Statt Polizeikontrolle gab’s einen Fahrradkorso samt Schulkinder-Eskorte bis zum „Palais des Sports“. Dort wartete das halbe Dorf mit Applaus, Küsschen und Klängen der Megèver Alphörner.
Der Samstag war gesellig: bei Bilderbuchwetter wanderten die einen, planschten die anderen. Am Abend dann der große Festakt mit Musik- und Trachtengruppen beider Seiten. Man kann sagen: Wenn die unterschiedlichen Trachten sich auf der Tanzfläche treffen, ist die „Jumelage“ lebendig.
Man spürt, dass diese Verbindung mehr ist als ein Vertrag. Hier wachsen Freundschaften, die tragen. Und wie sehr das stimmt, zeigte sich beim Abschied: Jugendliche aus Megève setzten sich kurzerhand auf die Straße, um einen der abreisenden Busse im Kreisel zu stoppen – winkend, lachend, mit feuchten Augen. Der Gegenbesuch der Franzosen naht in großen Schritten im November. Dann heißt es wieder: „Bienvenue à Oberstdorf!"
Text: Katharina Schwendinger, Fotos: Pfarrer Wolfgang Schnabel (Blick auf den Mont Blanc, Johannes der Täufer an der Fassade der Pfarrkirche, Pfarrkirche Johannes der Täufer (vom Kirchplatz aus) Fotos vom Festabend: Daniela Kirschner.